Wenn wir über Resilienz sprechen, haben wir stets die Zukunft von Individuen und Organisationen im Blick. Um diese bewusst gestalten zu können, gilt es zunächst danach zu schauen, welche Ressourcen vorhanden sind. Daraus kann sich geradezu eine „Entdeckungsreise“ in die Vergangenheit entwickeln. Systemisch gedacht, verfügt jedes System über die Ressourcen, um seine Probleme lösen zu können. Diese Bestände und Mittel sind herauszuarbeiten – oft bedarf es dabei der intensiven Arbeit mit außenstehenden Beratern. Denn, so meinte einst Friedrich Nietzsche, es beißt „allem Zukünftigen das Vergangene in den Schwanz“. Das heißt, Klarheit über die Vergangenheit zu haben ermöglicht nicht nur die Bewusstwerdung über die Ressourcen, sondern auch die Klärung von Hindernissen.
Die nächste Frage kann dann sein, was das Individuum oder die Organisation in der Zukunft braucht, um sich „zukunftsfest“ zu positionieren. Denn die Zukunft ist ein offener, ungewisser Raum. Schon der bedeutende Ökonom John Maynard Keynes verspottete jenes Konstruieren eines Raumes der Gewissheit in der zeitlichen Ferne als „höfliche Techniken, die sich versuchen mit der Gegenwart zu beschäftigen unter Vernachlässigung der Tatsache, dass wir über die Zukunft wenig wissen“. Insofern ist die Formulierung des Vorstandsvorsitzenden von enviaM, Dr. Stephan Lowis, „Wir irren uns nach vorn“, eine sehr realistische und weise.
In Zeiten der besonderen Ungewissheit, also in Transformationsprozessen der Gesellschaft wie auch in Change-Prozessen von Organisationen, scheint dies der richtige Weg zu sein: Auf der sicheren Basis der eigenen Kräfte den eigenen Wandel in einer sich wandelnden Welt vollziehen. In Abwandlung eines Zitats des Psychologen Viktor Frankl könnte man sagen: Wer um den Sinn seiner Unternehmung weiß, „dem verhilft dieses Bewusstsein mehr als alles andere dazu, äußere Schwierigkeiten und innere Beschwerden zu überwinden“.
Die Publikation ist auch als E-Paper erhältlich.
Prof. Dr. Gernot Barth beschäftigt sich seit vielen Jahren wissenschaftlich und praktisch mit dem Thema Konflikt. Er arbeitet als Mediator, Mediationstrainer, Supervisor und Verhandlungstrainer. Schwerpunktmäßig begleitet er Verhandlungen und berät Unternehmen bei der Umsetzung von innerbetrieblichen Konfliktmanagementsystemen. Seit 2019 hält er die Professur für Konfliktmanagement und Mediation an der Steinbeis-Hochschule, Fakultät Business & Economics. Er engagiert sich ehrenamtlich u. a. als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mediation e. V. und als Geschäftsführender Vizepräsident des Deutschen Forums für Mediation e. V. Er leitet die Akademie für Mediation, Soziales und Recht, das Steinbeis-Beratungszentrum Wirtschaftsmediation sowie die IKOME Dr. Barth GmbH & Co. KG. und ist Herausgeber des Fachmagazins ''Die Mediation''. // Stand: 07/2020